Faszientherapie

Beweglichkeit und Schmerzfreiheit hängt auch von den Faszien ab.

Faszien - das gesamte Bindegewebe des Körpers - sind mitentscheidend für die Beweglichkeit. Durch Stress, Verletzungen, Operationen, Schonhaltungen, Bewegungsmangel und falschen Gebrauch des Körpers verkürzen und verhärten sie sich. Sie werden dann im Körper verändert, umgebaut. Die Faszien werden dann starr und unbeweglich. Steifheit in jeder Bewegung und oft auch Schmerzen sind die Folge. Denn Faszien sind auch Sinnesorgane. Glücklicherweise können Faszien gelöst und behandelt werden - auch bei Hunden und Pferden.

Faszien sind Bestandteil vieler Lebensformen

Faszien sind feine, zähe, bindegewebige Häute. Faszien hüllen bei Mensch und Tier alle Muskeln und sämtliche Organe ein: sie erlauben es, einzelne Muskeln und sogar die einzelnen Muskelfasern voneinander abzugrenzen.

In der Pflanzenwelt finden wir Ähnliches. Diese trennenden und gleichzeitig formgebende Häute sieht man in Apfelsinen und Grapefruits deutlich. Da alles im Körper einen Sinn hat, sind Faszien sehr wichtig.

Faszien umhüllen im Körper unserer Hunde und Pferde ausnahmslos jeden einzelnen Muskel, jeden Knochen, jedes Organ und selbst die Nerven. Diese Bindegewebe haben im Körper keinen Anfang und kein Ende. Sie sind ein Geflecht von sich überlagernden, nahtlos ineinander übergehenden Fasern und Häuten.

Faszien können hauchdünn oder mehrere Millimeter dick und stark sein. Und - Faszien reagieren und verändern sich im Leben. Sie reagieren auf Training, auf Entzündungen, Bewegungsmangel oder Überlastung. So können sie selbst zu Schwachpunkten des Körpers werden. Das Pferd wird dann steif, der Hund verliert die Beweglichkeit.

Faszien haben viele Aufgaben im Körper
  • Fasziale Bindegewebe trennen alle Muskeln, die Muskelfasern und sogar die einzelnen Muskelzellen. Im gesunden Körper können auf Wunsch des Kleinhirns die Muskelfasern dadurch einzeln aktiviert werden. Das ermöglicht den harmonischen, energieeffizienten Gang unserer Hunde, Katzen und Pferde.
  • Faszien sind am Transport der Lymphe beteiligt. Diese Gewebsflüssigkeit wird zwischen den Faszien abgeleitet. Lymphe transportiert die Abbauprodukte aus unseren Zellen. Gleichzeitig bringt sie wichtige Aufbaustoffe und Abwehrzellen in das Gewebe. Jede Muskelbewegung unterstützt dabei den Transport der Lymphe. Gesunde Faszien sorgen so für den Abtransport von "Abfällen" aus den Zellen.
  • Faszien informieren den Körper über die Haltung und Lage im Raum. Viele Rezeptoren sitzen in Faszien, "Druckmeßgeräte und Spannungsfühler" ebenso wie Schmerzrezeptoren. Sie vermitteln die Informationen über den Zustand des Körpers in das autonome Nervensystem.

Faszien können verkleben

Faszien können verkleben, wenn es aufgrund von Muskelverspannungen zu einem Stau der Lymphe kommt. Fibrinogen, ein wichtiger Blutgerinnungsfaktor, liegt in der Lymphe als gelöster Stoff vor. Bei einer Verletzung gerinnt es zu unlöslichem Fibrin. Durch die Gerinnung verkleben dann die Faszien intensiv miteinander (Prof. Dr. med. Paulini, Universitäten Ulm und Mainz).

Diese Verklebungen führen zu Einschränkungen der freien Beweglichkeit und zu Steifheit. Auch bei Entzündungszuständen verkleben die Faszien - wieder ein Grund für die wachsende Steifheit, wenn ein Hund oder Pferd älter wird.

Faszien verbinden

Alle Faszien stehen untereinander in Verbindung. Sie leiten Spannungen und Unbeweglichkeiten in andere Körperteile weiter. Deshalb übt eine verkürzte oder verklebte Faszie an den Beinen einen Zug auf den Rücken aus. So kann eine Verletzung am Hinterbein die Schulter beeinflussen und dort für Bewegungseinschränkungen und Schmerzen sorgen.

Einerseits ist das ein Nachteil. Andererseits verbessert das Lösen einer Faszie die Beweglichkeit von der Nasenspitze bis zum letzten Schwanzwirbel eines Hundes oder eines Pferdes.

Setter im Galopp
Sprunggalopp beim Hund - hier sieht man die Arbeit der Faszien

Faszien können behandelt werden

Kollagene Verdickungen oder Verklebungen des Bindegewebes aufzulösen und die Faszien langfristig zu mobilisieren, ist allein durch Training beim Hund oder Pferd nicht möglich. Myofaszien lassen sich jedoch sehr gut durch eine manuelle Faszientherapie lösen und mobilisieren.

Faszientherapie ist sanft. Die meisten Hunde und Pferde genießen es.